
Diabetes bei Katzen

VetTrust Medical Team
23.09.2025
Diabetes bei Katzen
Die Diagnose Diabetes bei Katzen löst bei vielen Tierhalterinnen und Tierhaltern Unsicherheit aus. Was bedeutet d Erkrankung für meine Katze? Wie sieht die Behandlung aus? Und kann meine Katze trotz Diabetes ein gutes Leben führen?
In diesem Beitrag erfahren Sie, was hinter der Erkrankung steckt, woran Sie erste Anzeichen erkennen können und welche modernen Behandlungsoptionen heute zur Verfügung stehen.
Was ist Diabetes mellitus?
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der der Körper den Blutzuckerspiegel nicht mehr ausreichend regulieren kann.
Bei gesunden Katzen sorgt das Hormon Insulin dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt, wo er als Energie genutzt wird. Bei diabetischen Katzen ist dieser Vorgang gestört. Der Zucker verbleibt im Blut, während die Zellen unterversorgt bleiben.
Die häufigste Form bei Katzen ist der Typ 2 Diabetes. Dabei produziert die Bauchspeicheldrüse noch Insulin, die Körperzellen reagieren jedoch nicht mehr ausreichend darauf (Insulinresistenz). Zunächst kann die Bauchspeicheldrüse dies teilweise ausgleichen, doch mit der Zeit erschöpfen sich die insulinproduzierenden Zellen.
Typ 1 Diabetes, bei dem die Bauchspeicheldrüse kaum oder kein Insulin mehr bildet, ist bei Katzen sehr selten.
Typ 3 Diabetes kann als Folge anderer Erkrankungen entstehen, etwa durch chronische Pankreatitis oder hormonelle Störungen.
Ursachen und Risikofaktoren
Mehrere Faktoren können das Risiko für Diabetes erhöhen:
- Übergewicht: führt zu einer verminderten Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin
- Alter: ältere Katzen sind häufiger betroffen
- Geschlecht: kastrierte Kater haben ein erhöhtes Risiko
- Begleiterkrankungen: chronische Pankreatitis oder hormonelle Störungen wie Hyperthyreose
- Medikamente: insbesondere längere Kortisontherapien können Diabetes begünstigen
Woran Sie Diabetes erkennen können
Die Symptome sind anfangs unspezifisch und werden daher oft übersehen. Typische Anzeichen sind:
- vermehrter Durst und häufiges Urinieren
- Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
- Mattigkeit, weniger Aktivität, Rückzug
- stumpfes oder struppiges Fell, Hautprobleme
In fortgeschrittenen Stadien können Nervenschäden auftreten. Manche Katzen lahmen dann mit den Hinterbeinen oder können nicht mehr springen.
Eine besonders gefährliche Komplikation ist die diabetische Ketoazidose (DKA). Sie äussert sich durch Appetitlosigkeit, Erbrechen, starke Schwäche und im schlimmsten Fall Koma. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich und ein absoluter Notfall.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt über Blut- und Urinuntersuchungen. Typisch sind dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte und Glukose im Urin.
Weitere wichtige Untersuchungen sind:
- Fructosaminwert: zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten Tage
- Untersuchung von Leber- und Nierenwerten: wichtig, um andere Erkrankungen auszuschliessen
- Ketone im Urin: können auf das Risiko einer Ketoazidose hinweisen
Da Stress bei Katzen den Blutzuckerspiegel ebenfalls vorübergehend erhöhen kann, ist eine wiederholte Messung oder die Kombination mit Fructosamin oft entscheidend. Manchmal sind zusätzlich Ultraschall oder Röntgenuntersuchungen sinnvoll, um andere Ursachen auszuschliessen.
Behandlung von Diabetes bei Katzen
1. Insulintherapie
Die Standardtherapie ist die Gabe von Insulin, meist ein- bis zweimal täglich als Injektion unter die Haut. Die Dosierung und Art des Insulins werden individuell festgelegt.
Eine erfolgreiche Therapie erfordert:
- feste Tagesstruktur
- regelmässige Blutzuckerkontrollen
- Geduld und sorgfältige Beobachtung
2. Ernährung
Die richtige Ernährung spielt eine Schlüsselrolle. Diabetische Katzen profitieren von einer proteinreichen, kohlenhydratarmen Kost, die Blutzuckerschwankungen vermeidet und das Gewicht stabilisiert. Speziell entwickelte Diätnahrungsmittel, wie zum Beispiel ROYAL CANIN® Veterinary Diet Diabetic, unterstützen die Regulierung der Glucoseversorgung und werden häufig zur Behandlung von Katzen mit Diabetes eingesetzt.

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Welche Nahrung geeignet ist, sollte immer in Absprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt entschieden werden.
3. Bewegung
Regelmässige, moderate Bewegung hilft, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Versuchen Sie, Ihre Katze spielerisch zu mehr Aktivität zu animieren, ohne sie zu überlasten.
Neue Therapieoption: SGLT2 Inhibitoren
Neben der klassischen Insulintherapie gibt es mittlerweile auch SGLT2 Inhibitoren als Behandlungsoption. Diese Wirkstoffgruppe senkt den Blutzuckerspiegel, indem sie die Ausscheidung von Glukose über den Urin fördert.
Nach aktuellem Kenntnisstand sind SGLT2 Inhibitoren bei über 80 Prozent der diabetischen Katzen wirksam. Die Vorteile sind:
- einfache Gabe als Sirup(oral)
- unkompliziertes Monitoring durch Glukose- und Ketonkörpermessungen im Urin oder Blut
Wichtig ist jedoch: Bei Katzen mit zu geringer eigener Insulinproduktion kann es unter dieser Therapie zu einer Ketoazidose kommen. Deshalb sind ein sorgfältiges Screening vor Beginn und eine regelmässige Kontrolle der Ketone während der Behandlung entscheidend. Wird dies beachtet, ist das Risiko einer DKA gering (ca. 5 bis 7 Prozent), und die Therapie wird in der Regel gut vertragen.
Prognose und Lebenserwartung
Unbehandelt ist Diabetes bei Katzen lebensbedrohlich. Wird die Erkrankung jedoch früh erkannt und konsequent behandelt, können betroffene Tiere ein langes und gutes Leben führen.
In manchen Fällen kommt es sogar zu einer Remission: Die Katze benötigt dann vorübergehend oder dauerhaft kein Insulin mehr. Diese Chance steigt, wenn die Diagnose früh gestellt wird und Gewicht, Ernährung und Therapie optimal angepasst sind.
Diabetes bei Katzen ist eine ernsthafte, aber gut behandelbare Erkrankung. Mit einer Kombination aus Insulin, angepasster Ernährung, moderater Bewegung und gegebenenfalls modernen Wirkstoffen wie SGLT2 Inhibitoren lässt sich die Lebensqualität betroffener Katzen erheblich verbessern.
Mit Geduld, konsequenter Betreuung und tierärztlicher Begleitung können Sie Ihrer Katze trotz Diabetes ein stabiles und erfülltes Leben ermöglichen.