
Mythen rund um die Kastration beim Hund

VetTrust Medical Team
22.09.2025
Mythen rund um die Kastration beim Hund
Wir geben Antworten auf die häufigsten Kastrationsmythen.
«Nach der Kastration wird mein Hund dick.»
«Das Fell verändert sich nach der Kastration.»
«Eine Kastration verändert das Wesen komplett.»
«Durch eine Kastration verschwinden alle Verhaltensprobleme.»
Solche Aussagen hört man oft – doch stimmen sie wirklich?
Rund um die Kastration kursieren viele Mythen, Halbwahrheiten und alte Überzeugungen. Dabei ist die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff immer individuell zu treffen, abhängig vom Hund, seiner Gesundheit, seinem Alter und seinem Umfeld.
Mythos 1: Nach der Kastration wird mein Hund automatisch dick
Eine Kastration führt nicht zwangsläufig zu Übergewicht. Nach dem Eingriff verändert sich jedoch der Energiebedarf, da sich Stoffwechsel und Hormonhaushalt anpassen. Wird die Fütterung nicht angepasst, kann es leicht zu einer Gewichtszunahme kommen.
Einige Hunde zeigen nach der Kastration ein stärkeres Hungergefühl und neigen dazu, Futterreste oder Dinge vom Boden aufzunehmen. Hier ist Aufmerksamkeit gefragt. Mit angepasster Fütterung, Kauartikeln, Beschäftigung und regelmässiger Bewegung lässt sich das Risiko aber gut minimieren.
Mythos 2: Kastration macht nur bei Hündinnen Sinn
Das ist nicht korrekt. Auch bei Rüden kann eine Kastration sinnvoll sein.
Bei Hündinnen dient die Kastration der Vorbeugung gegen Gebärmutterentzündung (Pyometra) und deutliche Reduktion des Risikos für Gesäugetumoren. Wird die Kastration vor der ersten Läufigkeit durchgeführt, gilt das Risiko für Gesäugetumoren als praktisch nicht vorhanden.
Bei Rüden kann eine Kastration bei hormonell bedingtem Verhalten wie starkem Markieren, Streunen oder Auseinandersetzungen mit Artgenossen helfen.
Die Entscheidung sollte immer individuell und gemeinsam mit der Tierärztin oder dem Tierarzt erfolgen.
Mythos 3: Nach der Kastration verändert sich das Wesen komplett
Das Wesen des Hundes bleibt grundsätzlich erhalten. Was sich verändern kann, sind hormonell gesteuerte Verhaltensweisen wie Sexualtrieb, Revierverhalten oder Unruhe. Manche Hunde wirken nach der Kastration entspannter.
Es hängt aber auch vom Alter und vom Grund der Kastration ab. Eine zu frühe Kastration kann Unsicherheit oder Ängstlichkeit begünstigen. Darum sollte vorab gut überlegt werden, welches Verhalten beeinflusst werden soll und welche Erwartungen an den Eingriff geknüpft sind.
Mythos 4: Kastration schützt automatisch vor Krankheiten
Die Kastration senkt bei Hündinnen das Risiko für bestimmte Erkrankungen deutlich:
- Gebärmutterentzündung wird sicher verhindert.
- Gesäugetumoren: Wird die Kastration vor der ersten Läufigkeit durchgeführt, ist das Risiko nahezu ausgeschlossen. Nach der zweiten Läufigkeit steigt es jedoch deutlich an.
Gleichzeitig kann die Kastration Risiken bergen, zum Beispiel:
- Harninkontinenz (v. a. bei grösseren Hündinnen)
- Veränderungen der Fellstruktur
- Gewichtszunahme durch den sinkenden Energiebedarf
Ob die Vorteile überwiegen, muss individuell für jedes Tier und jede Tierhalterin geklärt werden.
Mythos 5: Eine Kastration ist ein einfacher Routineeingriff
Die Kastration ist ein häufiger Eingriff, aber keine Kleinigkeit. Jede Operation erfordert eine Narkose und bringt mögliche Risiken mit sich.
Wichtig für die Sicherheit Ihres Lieblings bei jedem Eingriff sind:
- eine gründliche Voruntersuchung
- moderne, schonende Narkoseverfahren
- individuelle Schmerztherapie
- sorgfältige Betreuung vor, während und nach der Operation
Jede Kastration ist eine Entscheidung mit Verantwortung
Die Kastration ist keine Standardlösung, sondern eine individuelle Entscheidung. Sie kann wichtige medizinische Vorteile haben und auch beim Verhalten Ihres Lieblings eine Rolle spielen. Gleichzeitig gibt es mögliche Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Darum sollte jede Kastration gemeinsam mit der Tierärztin oder dem Tierarzt besprochen und auf den einzelnen Hund zugeschnitten werden.