Neonatologie beim Hund: Ein guter Start ins Leben

Dr. med. vet. FVH Tobias Vögtli
22.09.2025

Neonatologie beim Hund: Ein guter Start ins Leben

Die ersten Lebenstage eines Welpen sind entscheidend, da diese bestimmen, wie stabil der Welpe ins Leben startet und ob er sich gesund entwickeln kann. Die Neonatologie, also die medizinische Betreuung von neugeborenen Tieren, spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn so klein und unscheinbar ein Welpe zu Beginn auch wirken mag; seine Bedürfnisse sind gross.
In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf es in den ersten Tagen und Wochen ankommt und wie Sie Ihrem neuen Familienmitglied einen sicheren und gesunden Start ins Leben ermöglichen, gemeinsam mit Ihrem Tierarzt und dem Praxisteam.
Im Welpenalter: Gesundheitscheck nach der Geburt
Unmittelbar nach der Geburt lohnt sich ein erster kurzer Gesundheitscheck:
  • Sind alle Gliedmassen und Augen vollständig vorhanden?
  • Gibt es sichtbare Fehlbildungen?
  • Schlägt das Herz regelmässig und ohne Nebengeräusche?
  • Ist die Gaumenplatte geschlossen (Gaumenspalte)?
Gerade Gaumenspalten werden oft erst spät erkannt und können schwerwiegende Folgen haben. Auch Herzgeräusche oder andere Auffälligkeiten sind in den ersten Tagen oft nur schwer zu hören. Daher empfehlen wir einen tierärztlichen Hausbesuch zeitnah nach der Geburt.
Gewichtszunahme: Früh erkennen, ob alles gut läuft
Einer der wichtigsten Indikatoren für die Gesundheit eines Welpen ist die kontinuierliche Gewichtszunahme. Bleibt diese aus, ist rasches Handeln gefragt.
Ursachen können sein:
  • Die Hündin produziert keine oder zu wenig Milch
  • Der Welpe zeigt keinen oder nur schwachen Saugreflex
  • Es liegt ein gesundheitliches Problem vor
Welpen, die nicht zunehmen oder gar abnehmen, brauchen meist sofortige Zufütterung mit geeigneter Welpenmilch; am besten unter tierärztlicher Beratung. Dabei ist auch das richtige Füttern mit der Flasche oder Sonde entscheidend.
Wenn die Mutter ihr Junges nicht annimmt
Im Welpenalter: Wenn die Mutter ihr Junges nicht annimmt
In den meisten Fällen funktioniert das Mutterverhalten instinktiv. Doch gerade nach einem Kaiserschnitt oder bei sehr jungen Hündinnen kann es vorkommen, dass die Mutter ihre Welpen nicht annimmt.
Typische Anzeichen sind:
  • Kein Interesse an den Welpen
  • Kein Ablecken oder Säugen
  • Unruhe oder aggressives Verhalten gegenüber den Jungtieren
In diesen Fällen kann es notwendig sein, das Mutterverhalten anzuleiten oder teilweise zu übernehmen. Wichtig ist, die Situation mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt zu besprechen, bevor eingegriffen wird.
Wärme in der Wurfbox: eine Notwendigkeit
Neugeborene Welpen können ihre Körpertemperatur noch nicht selbständig regulieren. Eine stabile Umgebungstemperatur ist deshalb überlebenswichtig.
Im Welpenalter: Wärme in der Wurfbox: eine Notwendigkeit
Die ideale Temperatur in der Wurfbox liegt in den ersten Lebenstagen bei 29 bis 32 Grad Celsius. Danach kann sie schrittweise gesenkt werden. Besonders nachts ist auf konstante Wärme zu achten. Wärmelampen können unterstützen, müssen aber immer mit dem vorgeschriebenen Abstand angebracht werden, um Überhitzung zu vermeiden. Wichtig ist zudem, dass das Muttertier jederzeit die Möglichkeit hat, der Wärme auszuweichen, und dass auch die Welpen bei Unwohlsein in kühlere Bereiche gelangen können.“
Wann öffnen sich die Augen?
Ein natürlicher Entwicklungsschritt, den viele Tierfreundinnen und Tierfreunde sehnsüchtig erwarten: Das Öffnen der Augen.
Normalerweise geschieht das zwischen dem zehnten und vierzehnten Lebenstag. Öffnen sich die Augen zu früh oder sind sie verklebt, sollte tierärztlich abgeklärt werden, ob eine Infektion vorliegt.
Frühzeitige Parasitenprophylaxe
Welpen können sich bereits im Mutterleib oder über die Muttermilch mit Spulwürmern infizieren. Deshalb ist eine frühzeitige Entwurmung wichtig; in der Regel ab der zweiten Lebenswoche.
Je nach Haltungsform und Gesundheitsstatus folgen weitere Behandlungen in abgestimmten Abständen. Damit schaffen wir die besten Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung.
Ein guter Start ins Leben ist keine Selbstverständlichkeit; aber er lässt sich gut gestalten. Mit der richtigen Vorbereitung, medizinischer Begleitung und viel Beobachtungsgabe kann man bereits in den ersten Tagen die Grundlage für ein gesundes Hundeleben legen.
Wenn Sie Fragen zur Geburt, Aufzucht oder ersten Wochen eines Wurfs haben, stehen wir Ihnen mit Erfahrung, Empathie und medizinischer Kompetenz zur Seite.
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